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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 665

1859 - Lübeck : Rohden
Xxv. §. 14. Blick in die Hcidenwelt. 665 rohen Veröffentlichungen eigner oder fremder Sündenwege, oder seliger aber noch nicht vollendeter Gnadenführungen unseren deutschen Herzen eine unerquickliche, fast abstoßende Erscheinung. In Summa, es wehet und wirkt auch noch in Nordamerika der Geist Gottes, und wird vielleicht noch Großes dort vollbringen, aber die äußeren Formen, in denen er stch dort kund giebt, bleiben uns Deutschen fremd und keineswegs wünschenswerth. Die socialen aber und die politischen Zustände, die schon ganz nahe an das Abthun aller Obrigkeit anstreifen, nicht minder die kirchliche Zerrissenheit und theo- logische Ausmagerung bringen uns keineswegs große Hoffnungen für eine zukünftige herrliche Entwicklung, sondern vielmehr das traurige Bilv eines bodenlosen Durcheinanders. Noch wird Amerika, der große Ab- zugscanal alles europäischen Ueberschusses und Ausschusses, aber auch der Zufluchtsort vieler durch europäische Schuld ausgetriebenen theuren Seelen, von dem Sauerteig des Evangeliums zusammengehalten und durchsäuert. Aber vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, daß die wüste, ungeheure Mehlmasse wild auseinanderfahren und unendlichen Staub und Schrecken rings um sich her verbreiten wird. §. 14. Blick in die Heidenwelt. In Asien, auf den Hohen Armeniens, am Enfrat, am Jordan, am Nil hat die Geschichte des Menschengeschlechts ihren Ursprung ge- nommen, vom Hindukusch sind die Vorväter unseres Geschlechts herabge- stiegen, in Vorder-Asien, Griechenland, Italien erzieht bis zu den Zei- ten Christi hin der höchste Herr und Weltenlenker die Heidenwelt bis zu dem Punkte, da sie fähig ist, die Boten des alten Gottesvolks und die ewige Heilsbotschaft zu empfangen. Von Rom aus wird der ganze Westen Europa's, wird auch unser Vaterland und der gestimmte Norden für das Christenthum gewonnen, und alsbald wird das christ- liche Europa der alleinige Boden der Geschichte und aller menschlichen Entwicklung. In das schaurige Halbdunkel des Islam sinken alle die Länder zurück, welche die Wiege der altgeschichtlichen Völker wa- ren, und ringsum sie her breitet sich die schwarze grause Nacht des finstersten Heidenthums aus. Sollten aber alle Völker des Mittlern und östlichen Asiens, Afrika's, Amerika'ö und Australiens ohne Ahnung des ewigen Lichtes bleiben, welches in die Welt gekommen ist, um alle Völker zu erleuchten und selig zu machen an aller Welt Enden? Es sollte keineswegs also sein. Aber der Herr allein weiß Zeit und Stunde für jegliches Volk und jeglichen Theil der Erde. Jahrhun- derte hat Europa in Finsterniß gelegen, während das Licht seines Wor- tes in Asien sich vom Jordanlande aus bis weit über den Eufrat und über den Nil verbreitete. Wiederum sind anderthalb Jahrtausende verflossen, ehe dem christlichen Europa die entlegneren Heidenländer

2. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 51

1859 - Lübeck : Rohden
V. §. 6. Die Predigt Israel'- vor seinen Nachbarn. 51 Aschera als männliches und weibliches Princip mit Menschenopfern und Wolluftdienft verehrt wurden. Der Name Syrien (hebräisch Aram) ist sehr schwankend. Bis- weilen umfaßt er alles Land, welches vom Taurusgebirge in Klein- afien ab, südwärts am mittelländischen Meer hinab und sogar bis zum perfischen Meerbusen reicht, also auch Mesopotamien (Padan Aram), das Land zwischen Tigris und Eufrat, mit einschließt. Im engern Sinne wird Syrien das Land genannt, welches zunächst östlich und nörd- lich vom Libanon lag. Die Bewohner dieses Landes waren Semiten, aber aus mehren semitischen Stämmen gemischt. Der Hauptstamm der Bevölkerung wird von Aram (nach 1 Mos. 10, 22), fünftem Sohn des Sem, abgeleitet. Nach Amos 9,7 scheint es, daß diese Aramäer aus dem armenischen Hochland, vom Fluß Kir nach der Gegend des Libanon hinübergewandert seien. Sie hatten ihre besondere Sprache, die cananäische, die zwar mit der hebräischen nahe verwandt, aber viel rauher und mit fremden Bestandtheilen vermischt war. Unter diesen eingewanderten Aramäern hatten sich die Söhne Arphachsad's, des dritten Sohnes Sem's, die nach dem Eber, Arphachsad's Enkel, Ebräer hießen, niedergelassen. Vielleicht saßen sie auch schon früher im Lande als die Einwanderer von Aram. Von E b er' s Urenkel S eru g stammte dann Na hör, der Vater des Tharah, der mit seiner ganzen Familie nach Haran am Eufrat zog, und dessen Sohn Ra hör in dieser Gegend blieb, während Abraham, dem göttlichen Befehl folgend, sich nach Canaan wandte. Von dieses Nahor's Sohne Kemuel stammten dann die hebräischen oder, wie sie nach dem Thara genannt werden, tharachitischen Syrer, von denen im 1. Buch Mosts die Rede ist, die sich aber vollständig mit den aramäischen Syrern vermischt zu haben scheinen. Bis auf David's Zeiten hören wir von den Syrern nichts mehr, außer daß die Israeliten sich auch durch die syrischen Götzen zum Ab- fall von Gott verleiten ließen (Nicht. 10, 6). Vielleicht wäre auch Cusan Risathaim, König von Syrien, hierher zu ziehen, dessen syrisches Reich jedoch in Mesopotamien lag. Zu David's Zeit war Syrien in eine Menge kleiner Königreiche getheilt, welche alle von David überwunden wurden (2 Sam. 8), obgleich sie sich mit den Ammonitern und mit den Syrern jenseit des Eufrat verbunden hatten. Alle diese kleinen Königreiche standen, wie es scheint, unter der Ober- hoheit des Hadad Eser von Zoba (2 Sam. 10). In der später» Zeit kommt nur noch das kleine Reich Damascus vor, welches fast 200 Jahre hindurch ein höchst gefährlicher Feind Jsrael's blieb, bis Tiglat Pileser es eroberte und viele Bewohner nach dem Flusse Kir in's Eril führte, wie Amos 1, 5 geweissagt hatte. §. 6. Die Predigt Jsrael's vor seinen Nachbarn. Alle die bisher genannten Nachbarvölker Jsrael's, die Cananiter und Philister, Amalekiter und Edomiter, Moabiter und Ammoniter, dazu noch die Midianiter in Arabien und die Syrer von Damascus 4*

3. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 197

1859 - Lübeck : Rohden
Xiv. §. 2. Ausbreitung der Römerherrschaft bis Klein-Asien (190). 197 giösen Lebens drang schon das Verderben ein. Der geheime wollüstige Götzendienst, der bald darauf unter dem Namen der Bacchanalien in Rom unter den höchsten und angesehensten Familien, Männern und Frauen, entdeckt wurde, die Scheußlichkeiten und Laster, welche dabei zu Tage kamen, lieferten den traurigen Beweis dafür. Aber zur Ehre Rom's muß man hinzufügen, daß ein allgemeines Entsetzen entstand über solche Frevel und die allerstrengfte Bestrafung das Nebel bis auf die Wurzel auszurotten suchte, daß die schärfsten Gesetze gegeben und nachdrücklich gehandhabt wurden gegen allen Lurus, Ueppigkeit, Klei- derpracht, die mit so schweren sittlichen Gefahren zusammenhingen, und daß eine starke und angesehene Gegenpartei sich bildete, an ihrer Spitze der alte Cato, die es sich zur Aufgabe machte, alles unrömische, also auch alles griechische und orientalische (hellenistische) Wesen um jeden Preis aus Rom's Mauern fern zu halten. Aber wie wäre dies möglich gewesen. Durch ihre Schroffheit und ungestüme Heftigkeit, ja Ungerechtigkeit bewies eben diese Partei, daß es dem natürlichen Men- schen zwar möglich ist, sich durch eigne Willenskraft von irgend einem tiefern sittlichen Standpunkt auf einen höhern zu erheben, daß aber der höhere um kein Haarbreit sie der wahrhaftigen Gerechtigkeit des Himmelreichs näher gebracht hat, sondern in den meisten Fällen sie nur noch weiter davon entfernt. 8. 2. Ausbreitung der Römerherrschaft bis Klein- Asien (190). Ueberblicken wir die Zustände des zertheilten hellenistischen Welt- reichs in dem Augenblick, wo es sich vor Rom beugen und ihm die Herrschaft zugestehen mußte (also gleich nach dem Ende des zweiten panischen Krieges), so war es dieser. Noch bestanden von den vier Hörnern oder Reichen, welche aus Alexander's Gesammtreich er- wachsen waren, die zwei, welche die Schrift das Reich gegen Mitter- nacht und gegen Mittag nennt, das syrische (seleucidische) und das ägyptische (ptolemäische), in ungeschwächter Fülle neben einander. Ihre damaligen Kämpfe wider einander, die sich besonders um den Besitz Palästina's drehten, werden in kaum mißverstehbaren Zügen uns an- gedeutet Dan. 11, 13—17. Der damalige König gegen Mitternacht war Antiochus Iii. Seine Vorgänger, die Seleuciden, hatten den bei Weitem größten Theil von Alerander's Herrschaft an sich ge- bracht, alle asiatischen Länder vom Indus bis zum Mittelmeer, ja selbst bis zum Archipelagus. Zwar waren jetzt schon große Stücke davon abgerissen. Baktrien in den Umgebungen des Aralsees und Orus hatte sich losgemacht und war völlig wieder zum orientalischen Wesen des Parsismus zurückgekehrt. Die Parther, das schnelle Reitervolk auf den Steppen Jran's, hatten unter ihrem tapfern Für- sten Arsaces seit 256 oder richtiger 238 das syrische Joch abge-

4. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 304

1859 - Lübeck : Rohden
304 Xviii. §. 6. Natur und Vorgeschichte der Araber. und die hohe Stadt Jerusalem erfüllten, zogen sich zahlreiche Colonteen jüdischer Flüchtlinge in das Innere des Landes hinein. Mit den Her- ren des Landes, deren Hauptstämme ihr Geschlecht von Jsmael dem Sohne Abraham's ableiteten, standen sie im besten Vernehmen. Es war ihnen gestattet, kleine jüdische Staaten an verschiedenen Punkten des weitläuftigen Landes zu gründen, und ihrer sieben oder acht wer- den aufgezahlt, die sich sogar durch kriegerische Tapferkeit den Grenz- nachbaren furchtbar machten. Ganz absonderlich breiteten sich die Ju- den in dem südwestlichsten Theil Arabiens, in dem alten Saba (Jemen, Hoineritis, reich Arabien) aus. Dort hatten sie geraume Zeit hindurch mächtige jüdische Könige, welche gar den Plan fassen konnten, die jü- dische Religion in ganz Arabien zur herrschenden zu machen, was indeß nie gelang. Spater war auch das Christenthum in Arabien be- kannt geworden. Christliche Kaufleute ließen sich in den Hafenplätzen nieder, kleine Christengemeinden bildeten sich und nachdem die römi- schen Kaiser das Christenthum angenommen hatten, konnten durch ihre Hülfe und Mitwirkung christliche Bischofsitze hier und da in Arabien ausgerichtet werden. Anfangs scheinen die arabischen Christen sammt ihren Bischöfen meist Arianer gewesen zu sein, und diese, die dem Herrn Jesus seine göttliche Ehre raubten, waren bei Juden und Heiden noch ganz wohl gelitten. Als aber allmälig aus Afrika, aus dem ge- genüberliegenden Mohrenland immer mehr rechtgläubige katholische Christen einwanderten, welche laut bekannten, daß Gott selbst Fleisch geworden und unter uns gewohnt habe, daß Gott selbst in Christo war und die Welt mit ihm selber versöhnete, da erhub sich gegen sie der Haß und die Feindschaft insonderheit des jüdischen Königs von Uemen, und eine furchtbare, über alle Maßen grausame Christenver- folgung begann, soweit seine Herrschaft oder sein Einfluß reichte. Die Christen riefen den Schutz des Kaisers von Mohrenland, des Negus von Abessinien an. Dieser erschien mit einer mächtigen Flotte. Der Judenkönig ward gefangen und getödtet und mit seinem Tode zerfiel das jüdische Königreich. Eine Zeitlang waren die Abessinier mächtig im Lande, so mächtig, daß der Perserkönig Nuschirvan besorgt ward, sie möchten durch die weiten Wüstenstriche hindurch bis zu den Gren- zen seines Landes dringen, und ihnen zuvorzukommen beschloß. Unter den Mauern von Meeca erfolgte die Schlacht, durch welche die Abessinier zum Weichen gebracht wurden. Aber auch die Perser, in Kampf ver- wickelt mit dem byzantinischen Kaiser, gingen bald wieder in ihr Land zurück. Arabien blieb frei. Aber durch die Erscheinung der Fremden in dem niemals sonst von Kriegsheeren durchzogenen Lande waren die Gemüther auf das Heftigste erregt, alle Verhältniffe erschüttert, alle Sicherheit in Frage gestellt. Mit den politischen Zerrüttungen trafen furchtbare Naturereignisse, schwere Heimsuchungen zusammen — Alles war in Unruhe, in Gährung, als der wunderbare Mann aufstand, mit welchem die Geschichte der Araber eine welthistorische Bedeutung gewinnt.

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 45

1859 - Lübeck : Rohden
V. §. 2. Amalekiter und Edomiter. 43 Amalekiter und verbanne sie mit Allem, was sie haben (1 Sam. 13., 2. 3). Alle Welt hatte ohne Zweifel jenes Vergehen Amalek's ge- gen das Volk Gottes vergessen, aber der Herr hatte es nicht ver- gessen. Das Schreien des Mose an jenem Tage, unterstützt von Aaron und Hur, wartete noch auf vollständige Erhörung. Jetzt da die Zeit gekommen, da die Missethat der Amalekiter voll war, erfolgte sie. Wie so manchem Volk hat das Angstgeschrei der Heili- gen Gottes, die durch dasselbige verstöret waren, den Untergang gebracht! Aber sie glauben es nicht. Nach 1 Mos. 36, 16 scheinen die Amalekiter von Edom abzu- stammen. Doch waren schon zu Abraham's Zeiten Amalekiter vor- handen (1 Mos. 14, 7). Wir haben es also wohl mit einem Misch- volk zu thun, welches wie die Horiter, Aviter u. s. w. zu den Ur- einwohnern des Landes gehören mochte, aber erst durch den Sohn Edom's sein eigenthümliches Gepräge empfing. Erst durch die Ver- bindung mit den Edomitern wurden sie, was diese waren: ein Jäger- und Räubervolk, nur noch wilder und beutesüchtiger als sie. Die Edomiter aber hatten solch wildes Wesen gleich von ihrem Stamm- vater ererbt. Denn Esau oder Edom hatte schon Isaac die Zu- sicherung gegeben: deines Schwertes wirst du dich nähren. Jagd und Krieg war also Edom's Hauptbeschäftigung, zumal da das un- fruchtbare Gebirge Seir keine große Entwickelung des Ackerbaus und der Viehzucht gestattete. Aber auch an dem Handel betheiligten sich die Edomiter und bildeten die Vermittelung zwischen den Häfen des persischen und älanitischen Meerbusens und den Küstenstädten Palä- stinas und Phöniziens. Von ihrer Religion wissen wir nichts, außer daß sie in späterer Zeit auch Götzen verehrten (2 Chron. 25, 14). Doch sind noch Anzeichen vorhanden, daß sich die Kenntniß des wahrhaftigen Gottes und die Weisheit, die von oben stammt, unter den Besseren des Volkes lange erhalten hat. Die Weisen von The- man werden in der Schrift rühmlich erwähnt (Hiob 2, 11. Jer. 49, 7. Ob. 8. Baruch 3, 22). Aber diese Weisheit, da sie nicht durch fortdauernde neue Offenbarungen und demüthige.vertiefung in das alt überlieferte Wort Gottes gefördert wurde, schützte doch nicht vor der Thorheit dieser Welt, in welche das gesammte Volk tiefer und tiefer versank. Besonders war das in späterer Zeit der Fall, als das arabische Handelsvolk der Nabatäer (Nebajoth) sich mitten unter ihnen nieder- ließ und großen Neichthum, Pracht und Ueppigkeit in die Gebirge von Seir einführte. Die Reste der alten Städte in Seir, besonders

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 21

1859 - Lübeck : Rohden
Iii. §. 2.' Die Herrlichkeit Aegyptens. 21 dringlinge, durch astatische Hirtenvölker (Hyksos) drohete. Schon meh- rere Jahrhunderte vor Abraham nämlich ist nach dem Ergebniß dieser Forschungen die höchste Blüthezeit des alten Aegyptens gewesen, dessen Mittelpunkt damals Memphis war. Aus jener Zeit stammen die größ- ten und stattlichsten Pyramiden, die großartigsten Grabkammern, de- ren zahlreiche Bildwerke eine überraschend vollständige Einsicht gewäh- ren in die damaligen Lebensverhältniffe der Aegypter, ihre Künste und Handwerke, ihre täglichen Arbeiten und Genüsse, ihr Hauspersonal und ihre Verwandtschaften, ihre gottesdienstlichen und häuslichen Ge- bräuche. Darnach trat eine Zeitlang ein Stillstand ein, bis eine zweite Blüthezeit in dem obern Aegypten begann, dessen Mittelpunkt Theben oder No-Ammon war. Auch hier stiegen wetteifernd die pracht- vollen Denkmäler empor, und die ungeheuren Räume der Todtenkam- mern bildeten in reichen Wandgemälden das Leben und Treiben der Aegypter ab. Damals wurde der riesenhafte Möris-See eingedämmt, die großartigsten Canäle gegraben und das Bewässerungssystem des Landes zur höchsten Stufe erhoben. Da geschähe, was sich mehr als zwei Jahrtausende später (600 nach Chr.) wiederholt hat. Es brachen un- gezählte Schaaren von nomadisirenden freien Hirtenvölkern herein, nahmen Memphis (2100 v. Chr.), legten dem ganzen Volke Tribut auf, setzten sich im Lande fest und begannen alle jene Werke und Ein- richtungen, auf welche die alten Aegypter so stolz waren, in barbarischer Weise mit Füßen zu treten. Das war die erste gewaltige Lection, welche Gott der Herr den in ihrer eignen Weisheit selbstseligen Aegyp- tern gab, ein Vorspiel des schon erwähnten noch schrecklichern Strafge- richts, unter welchem noch bis auf den heutigen Tag Aegypten seufzt. Erst nach langen schweren Kämpfen ließ es Gott ihnen gelingen, die Hyksos wieder zu vertreiben, und zwar durch den ruhmreichen Kö- nig Tuthmvsis lh. Aber die Aegypter verstanden die göttliche War- nung nicht. Nach dem Abzug der Hyksos gingen sie ganz wie früher in den alten Wegen ihrer selbstgeinachten Weisheit wieder einher und fürchteten und ehrten den lebendigen Gott des Himmels nicht, sondern machten sich desto mehr selbsterdachten Gottesdienst. Unter ihrem Kö- nig Sethos I. (Sesostris), etwa 1500 v. Chr., unter welchem Jo- seph nach Aegypten kam, stand das Reich wieder eben so hoch und hehr, selbstgerecht und gottvergessen da, als je zuvor. Die Offenbarungen des höchsten Gottes durch Joseph ließen sie sich gefallen, aber sie gaben ihnen keine Folge. Unter R amses ll., von dem auch andere Quellen berichten, daß er die Städte Ramses und Pithom habe erbauen lassen, erstieg Aegypten die höchste Staffel des Ruhms und der Macht. Der Glanz seines Hofes überstieg Alles, was bis dahin in Aegypten Herrli- ches zu sehen gewesen war. Und mitten unter dem hellen Sonnen- schein dieses glänzenden Hofes ward — dem Könige vermuthlich ganz fremd und unbewußt— von seiner eignen Tochter Moses ausgezogen, welcher die Schätze Aegyptens verachtete gegen die Schmach Christi (Ebr. 11, 26).

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 24

1859 - Lübeck : Rohden
24 Iii. §. 3. Das heidnische Kastenwesen. und Put (Libyen). Diese drei engverwandten Stämme nahmen den gan- zen südlichen Theil Asiens und Afrika ein, am indischen und persischen Meere entlang über das südliche Arabien hin bis über die Länder des Nil hinaus nach der afrikanischen Wüste und nach dem atlantischen Ocean hin. Ja auch die Inseln der fernen Südsee, die sich an die südöstlich- sten Halbinseln Asiens anreihen, sind ursprünglich und zum Theil noch jetzt von demselben Geschlecht bewohnt, welches somit die ganze süd- liche Hälfte der alten Welt einnimmt. Aber nicht überall haben sie selbständige Staaten errichtet und sich zu Culturvölkern entwickelt. Das ist nur von den Ländern des Indus an bis zur afrikanischen Wüste hin der Fall gewesen. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, daß diese ganze Strecke ziemlich ein und dieselbige großartige Landesnatur dar- stellt, ein Wüstenland mit einer großen Zahl herrlicher Oasen übersäet, welche die Ruheplätze für die beschwerlichen Wüstenwanderungen, die Mittelpunkte des in ruhiger Abgeschiedenheit sich entwickelnden ersten Cultur- und Völkerlebens wurden. Hier bauten sich die priesterlichen Königreiche mit ihrem Kastenwesen an, während auf den Steppen der Hochländer die freien Hirten in patriarchalischer Weise sich mit ihren Hecrven umherzutummeln fortsuhren. So wie der Boden, auf welchem die ältesten Culturstaaten erwuchsen, derselbe, und auch das Geschlecht, von welchem sie ausgiugen, dasselbe war, so findet man auch in den von ihnen getroffenen Staatseinrichtungen, Religion und Sitte, in den uns aufbehaltenen Denkmälern diefer Staaten die größte Aehnlichkeit. Bon dein einen Ende des weiten Ländergebiets bis zum andern, von den Mündungen des Indus und der daranstoßenden Küste von Dekan big zu den versunkenen Herrlichkeiten Abessiniens und Aegyptens hin finden sich dieselben Formen der Bauten an Tempeln, Katakomben, Labyrin- thei'.; und was sich irgend von den gewaltigen Steinmaffen alter Ge- bilde erhalten hat, es trägt überall den nämlichen Charakter. Ueberall finden wir die Spuren eines gewaltsamen, leidenschaftlichen, heißblüthi- gen, düstern und melancholischen Geschlechts, dessen Zierrathen und Genüsse selbst noch etwas von dem Druck des schweren Fluchworts an sich zu tragen scheinen, das seit No ah's Zeiten auf ihnen lastet. In den meisten asiatischen Ländern ist das hamitische Geschlecht indeß nicht allein geblieben. In Indien ist es unter die Gewalt der japhetitischen Arier gerathen, in den Eufratländern hat es sich mit semitischen Bestand- theilen gemischt. Auch in Aegypten hat man gemeint, ein Mischvolk annehmen zu müssen, so etwa daß die Weisen und Gelehrten, die Prie- sterkaste einem andern Stamme, dem semitischen, angehörten. Aber un- ter den zahlreichen Denkmälern, aus denen wir jetzt die Kenntniß der altägyvtischen Zustände schöpfen können, weist Nichts auf solche Mi- schung hin. Ueberall dieselbe rothbraune Gestalt, derselbe unschöne aber feste Körperbau bei Hoch und Nieder. Nur die schwarzen Sklaven und die gefangenen Fremdlinge unterscheidet man leicht. Gottes Wort weiß Nichts von einem fremden Bestandtheil unter den Aegvptern, und die Priesterkaste trägt nach Allem, was wir von ihr wissen, nicht die geringste semitische Spur. Die Religion der Aegypter ist durch und durch hamitisch.

8. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 70

1859 - Lübeck : Rohden
70 Vii. §. 2. Die einzelnen Bestandteile des Weltreichs und deren Mischung. den und der Nachwelt zu bezeichnen. Daher hüllt sich Alles, was wir außer der kurzen Andeutung in der heiligen Offenbarung 1 Mos. 10 über die Anfänge jenes Reichs und Völkerlebens besitzen, in tiefe Nacht der Sagen und Mythen. Persische und griechische Schriftsteller haben dar- über berichtet, aber in höchst ungenügender Weise, und ihre Berichte widersprechen einander. Erst den gelehrten und mühevollen Forschun- gen unserer Tage scheint es aufbehalten zu sein, die uralten Denkmäler, Paläste, Tempel, Inschriften und Documente des seit Jahrtausenden begrabenen Ninive und Babylon aus ihrem fast vergessenen Grabe wie- der an's Licht zu ziehen. Aber es werden noch Zeiten vergehen, bis alle diese Schätze und Erkenntnißmittel gehörig verglichen, geordnet, gesichtet, die Inschriften verstanden und beurtheilt sind, ehe man aus dem, was jetzt noch da ist, auf seinen Ursprung und aus die früheste Geschichte des Reichs zurückschließen darf. §. 2. Die einzelnen Bestandtheile des Weltreichs und deren Mischung. Hinter dem Eufrat wohnten zunächst drei semitische Stämme, nämlich Elam, Assur, Arphachsad. Auch das Gebiet des Aram (Syrer) reichte im obern Mesopotamien noch über den Eufrat hin- über, doch ist von dem hier vorerst nicht die Rede. Wenn man un- ter Arphachsad nicht, wie Etliche wollen, die Landschaft Arrapachitis, sondern das Volk und Land der Chaldäer versteht, so lag dasselbe am untern Eufrat. Weiter nordostwärts wohnte Assur am Tigris und den dahinter sich erhebenden Gebirgen, und südwärts von letz- teren, auch mit dem Chaldäergebiet zusammengrenzend, in der später Elymais genannten Provinz Persiens hat man vermuthlich Elam zu suchen. In nächster Verbindung mit diesen semitischen Völker- schaften stand auch noch das unmittelbar dahinter liegende, südwärts vom kaspischen Meer sich erstreckende Reich deö Madai, der von Japhet stammte, gewöhnlich Medien genannt. Die noch weiter nordwärts und ostwärts wohnenden Brüder Madai's, nämlich Me- sech und Thubal, kommen für unsere Geschichte zunächst nicht in Betracht. Sie lagen schon über den Kreis der mit Israel in Ver- bindung tretenden Völker hinaus (Ps. 120, 5). Während also die Masse der Bevölkerung in der Nähe deö kaspischen Meereö von Japhet, und in der Nähe des persischen Busenö am Eufrat und Tigris vom Sem abstammte, war von Süden her, wie die alten Sagen erzählen, aus Schiffen vom persischen Meerbusen hereinkom- mend, eine Colonie von Ham's Söhnen, Kuschiten, in's Land ge- drungen und hatte sich nicht bloß zum Lehrmeister der noch in patriarchalischer Einfachheit lebenden Stämme, sondern auch zu ihrem

9. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 84

1859 - Lübeck : Rohden
84 Vili. §. 2. Aufgang der Herrlichkeit Nebucadnezar's. daß von jetzt an das Volk Gottes nicht mehr gesondert neben dem Weltreich besteht, sondern in dem Weltreich als ein Sauerteig ver- streut ist, und dem letztem eine ganz andere Gestalt und Färbung ver- leiht, je nachdem die Wirkung des Sauerteigs eine stärkere oder ge- ringere ist. Die Chaldäer waren, wie sckpon früher bemerkt, ein semitisches Volk, von Arphachsad stammend, und nach der Meinung etlicher Gelehrten ursprünglich in der Provinz Arrapachitis am Tigris ansässig. Von dort waren sie (wie es scheint, nur theilweise und in getrennten Zü- gen) in die fruchtbare Ebene Sinear zwischen Eufrat und Tigris gewandert und hatten ihre Cultur von einer kuschitischen Colonie empfangen (Nim- rod 1 Mos. 10). Die alte Fabel drückt das so aus: ein Meerthier sei von Süden zu ihnen herangeschwvutmen und habe sie viele Künste gelehrt. Auf den Grundsteinen des uralten Babel bauten sie sich wieder an und machten bald große Fortschritte in der Bewässerungskunst, Landbau, Baukunst, Sternkunde, Anfertigung von Lurusgegenständen aller Art. Zuabra- ham's Zeiten, sahen wir, erscheint der König von Sinear als ein Va- sall des e lami tischen Oberkönigs Kedorlaomer. Später übt Assur durch viele Jahrhunderte die Oberherrschaft über Babel. Von Na bona sfar, mit welchem 747 eine eigne babylonische Zeitrechnung beginnt, wissen wir nichts Näheres. Wir müssen auch ihn für einen Vasallen des assyrischen Reichs halten. Von der Empörung des ba- bylonischen Bete sys in Verbindung mit den: medischen Arbaces und dem siegreichen Zug des Letzter« gegen Ninive war schon früher die Rede; ebenso von der später« erfolglosen Empörung des Merodach Baladan (Jes. 39, 1). Besser glückte es dem Nabopolassar. Er war es, der in Verbindung mit dem medischen König Kyarares das Reich Ninive eroberte und zerstörte. Mit ihm beginnt die baby- lonische Dynastie des großen Weltreichs. Doch wird nicht sowohl Nabopolassar als der Gründer der unabhängigen Herrschaft zu Ba- bylon angeseheit, sondern sein größerer und thatkräftigerer Sohn Ne- bucadnezar, welcher 43 Jahre (604—561) das Scepter über das ganze westliche Asien schwang, und da seine Nachfolger nur unbedeu- tende Männer waren und kurz regierten, allen Ruhm des Chaldäer- reichs in seiner Person vereinigte und mit seinem Namen verband. §. 2. Aufgang der Herrlichkeit Nebucadnezar's. Die Glanzregierung des Nebucadnezar erhob schnell die neue Residenz zur herrlichsten und gefeiertsten Stadt der damaligen Welt. Die zahlreichen Tempel und Paläste, Thore und Thürme, Mauern und Gärten, Brücken und Canäle, die er bauen ließ, gaben ihm wohl ein Recht zu sagen: dies ist die große Babel, die ich ge- baut habe (Dan. 4, 27). In tiefster Unterwürfigkeit gehorchten ihm die Völker in den Vasallenreichen von Indiens Grenzen bis zum mittelländischen Meer. (Nur Medien mit den Staaten am kaspischen
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TM Hauptwörter (200)200

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